Aussegnungshalle Maulburg
Am Rebrain 1, 79689 Maulburg
Fertigstellung: 1991
Auftraggeber / Bauherr:
Gemeinde Maulburg
79689 Maulburg
Wettbewerb, 2. Preis
Entwurf / Planung / Objektüberwachung:
Prof. Günter Pfeifer
Talstraße 1a
79102 Freiburg
Team:
Maximilian Bährle
Rolf Bühler
Roland Mayer
Ulrich Prutscher
Tragwerksplanung:
Greschik + Falk + Partner,
79539 Lörrach / 10967 Berlin
Fotos:
Francesca Giovanelli, CH-Birr
Hannelore Pfeifer, Freiburg
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Die Raumdisposition bildet ein Kontinuum unterschiedli-
cher Räume, das von der Dialektik des Drinnen und Drau-
ßen geprägt ist. Gestaltungsmittel sind die Materialität und
die Behandlung des Lichts. Diese Arbeit beschäftigte sich
mit der Frage, warum Räume und Materialien in der Lage
sind, Einfluss auf uns zu nehmen und uns zu "beunruhi-
gen" (G. Bachelard). Grundlage hierfür ist die Wirksamkeit
besonderer Wahrnehmungsstrukturen aufgrund von "Phä-
nomenen unserer Leiblichkeit" (G.Boehme). Das drückt sich
in der Komposition der Freiräume aus: Der Aufgang entlang
des anonymen Gräberfeldes, die beiden flankierenden Höfe,
die mit unterschiedlichen Bodenmaterialien und Raumkon-
ditionen operieren. Die Aussegnungshalle ist vom Tageslicht
geprägt, das in der Raumstruktur spürbar wird. Die dreiseitig
angeordneten Lichtschächte stellen die Wände in mildes
Licht. Die nördliche Stirnwand erfährt über ein Oberlicht und
eine Reflexionswand eine spürbar hellere Stimmung. Der
nach außen fast vollständig geschlossene Baukörper wirkt im
Inneren subjektiv heller als draußen. Die umgebende Pergola
konzentriert den Blick auf die Höfe. Die Anlage ritualisiert den
Weg des Toten in das Licht um den von einer Wasserrinne
gesäumten steinernen Hof. Alle Elemente des Raumes sind
sorgfältig gestaltet: Stahltüren mit den sichtbaren Verbren-
nungsspuren des Fertigungsvorgangs, die Stühle und Bänke
in Erlenholz mit spürbar handwerklichen Verbindungen, die
Betonwände in Sichtbeton mit sichtbaren Schalspuren.
Schwellen und Übergänge wurden besonders herausgear-
beitet. Das Stahlkreuz, das den Raum bestimmt, ist aus
einer Stahlplatte herausgetrennt, die als deutlich spürbare
Bodenplatte in den Trauerweg eingearbeitet wurde. In der
Summe aller Teile ist hier ein Ort entstanden, an dem die
gegenseitigen Abhängigkeiten und die Phänomene der
Leiblichkeit für jeden unmittelbar spürbar werden.
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