BISCHÖFLICHES GENERALVIKARIAT FULDA 2015
UMBAU UND ENERGETISCHE SANIERUNG
Bauherr: Bischöfliches Generalvikariat Fulda
Paulustor 5, 36037 Fulda
Diözesanbaumeister Dr. Burghard Preusler
Fertigstellung: 2015
Architekten/Generalplaner/Energiekonzept/TGA:
ARGE BGV
Günter Pfeifer, Freiburg
Christoph Kuhn, Freiburg
Schönherr + Juli Architekten, Fulda
Balck+Partner, Heidelberg
Gartenstraße 19, 79098 Freiburg
Team:
Daniel Lenz, David Streck
Objektüberwachung:
ARGE Pfeifer / Damm
Günter Pfeifer, Freiburg / Darmstadt
Anna Damm, Frankfurt
Tragwerksplanung:
Feuerstein, 36100 Petersberg
Brandschutzkonzept:
BESAG Dr. Sesselmann und Kollegen
64293 Darmstadt
Förderung: Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Fotos: © Claudius Pfeifer, Berlin
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Der Bau des Generalvikariats in Fulda - vom Diözesanbau-
meister Rudolf Schick entworfen und 1965 fertiggestellt -
lässt sich dem Brutalismus der Nachkriegszeit zuordnen. Die
radikale Einfachheit und die Strenge der Struktur zeichnen
diese Arbeit im Besonderen auch deshalb aus, weil sie sich
bescheiden und demütig hinter den ehemaligen Mauern des
Bischofsgartens in der Nähe des barocken Domes platziert.
Der architektonische Anspruch bescheidet sich auf die sicht-
bar belassene Beton-Konstruktion mit der Regelmäßigkeit
gut proportionierter Öffnungen, die mit einem sorgfältig ausge-
wählten "Schmuck" der Natursteinverkleidung an den Giebel-
seiten und den Fensterbrüstungen ergänzt werden. Das
Gebäude wurde 2006 aus städtebaulichen, künstlerischen und
baugeschichtlichen Gründen vom Hessischen Landesamt für
Denkmalpflege als Einzelkulturdenkmal gemäß Hessischem
Denkmalschutzgesetz eingestuft. Vornehmlich die Fassade
wurde als besonders schutzwürdig eingeschätzt. Nach einem
beschränkt ausgeschriebenen Wettbewerb wurde eine Arbeits-
gemeinschaft der Architekten mit dem 1. Preis für die bauliche
Umsetzung und den Architekten mit dem 3. Preis für die ener-
getische Umsetzung zur Ausführung des Projektes gebildet.
Über das bestehende Grundprinzip ist folgerichtig auch das
Raumkonzept vorgegeben. Es wurden nur geringfügige Ände-
rungen in der Zuordnung der Räume vorgenommen. Im Hang-
geschoss auf der West- und der Südseite wurden durch Ab-
senken der Bodenplatte zusätzliche Räume für die Verwaltung
gewonnen. Auffälliges Prinzip der Veränderung ist die Behand-
lung der Flur-Enden, die nunmehr auf der Süd- und Nordseite
eine Erweiterung bis an die Fassade erhielten. Diese Warte-
zonen dienen in erster Linie dem Tageslichteintrag in die bis-
lang eher etwas dämmerigen Flure. Zur Causa der Bauherr-
schaft gehörte, dass der Geist der 60er-Jahre-Gestaltung so-
weit wie möglich erhalten bzw. wiederhergestellt werden sollte.
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Energetisches Konzept:
Oberstes Gebot des energetischen Konzepts ist die Nutzung natür-
licher Ressourcen. Dieses Credo gehörte von Anbeginn zur Motivation,
die energetischen Verbesserungen mit alternativen Konzepten vorzu-
nehmen, die einerseits die Potentiale des Gebäudes mit einbinden und
andererseits auf das Gewinnen solarer Energien setzen. Mit dem alten
Prinzip des Kastenfensters kann einerseits das äußere Erscheinungsbild
aufrecht erhalten werden, andererseits können die solaren Energie-
gewinne, die im Zwischenraum des Kastenfensters - der sich aus dem
Abstand zwischen dem äußeren und dem inneren Fenster ergibt - in die
energetische Grundversorgung mit einbezogen werden. Da die meisten
Büros mit zwei Fenstern ausgestattet sind, ist das Prinzip denkbar einfach.
Das rechte Fenster dient als Zuluftelement, das linke Fenster enthält ein
Lüftungsgerät, das die Zuluft aus dem rechten Fensterteil regelt. Die solar
erwärmte Luft im Kastenfenster ist das eigentliche Potential dieser
Methode. Das System kann im Sommer für die Nachtauskühlung genutzt
werden. Die Regelung der Anlage erfolgt über eine komplexe Gebäudeleit-
technik. Diese kann in jedem Raum individuell nachgeregelt werden. Eine
weitere Nutzung der solaren Energie erfolgt über die große Dachfläche.
Getreu dem Grundsatz, dass jede Dach- und Wandfläche solare Energie
generieren kann, wurde der größte Flächenanteil des Daches als Luft-
kollektoren ausgebildet. Die Luftkollektoren bestehen aus Polycarbonat-
platten, in deren Luftzwischenraum zur Dachfläche Heizsysteme mit
Wärmeleitlamellen eingebaut sind. Dieses System wird mit der Wärme-
pumpe direkt genutzt. Wenn im Kollektor Wärme ansteht, die nicht in vol-
em Umfang für die Wärmepumpe benötigt wird, wird die restliche Wärme-
energie in den Bunker gebracht. In der Nacht wird der Bunker wieder über
die Dachkollektoren entwärmt. Mit diesem Beispiel wird gezeigt, dass
kybernetische Konzepte für bestehende Bauten immer etwas mit der
vorhandenen Bausubstanz und den ihnen innewohnenden Potentialen
zu tun haben.
Die Energieersparnis beträgt nach Simulation 85 %.
Das Gebäude wird einem zweijährigen Monitoring unterzogen.
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